Mein Vater war künstlerisch auch für den Familienbereich tätig. Die wohl wichtigste Arbeiten für die Familie betraf Weihnachten. Während unserer Kindheit – und das bereits in Spanien – verliefen die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest sehr geheimnisvoll. Es begann damit, dass der Schutzengel, der das ganze Jahr über unseren Bettchen hing, am Morgen des 24. Dezembers nicht in seinem Rahmen war. Er sei weggeflogen, um die Weihnachtsgeschenke und den Weihnachtsbaum zu holen. Um den Engel bei seiner Arbeit nicht zu stören und zu erschrecken, durften wir das Schlafzimmer der Eltern nicht betreten. Dies war ausschliesslich ihnen vorbehalten. Als es am Abend so weit war, ertönte ein helles Glöckchen und die Türe zum Elternschlafzimmer war weit offen. Wir stürmten sofort hinein und erblickten etwas wunderschönes: Im dunklen Zimmer stand der mit Kerzen hell erleuchtete und reich geschmückte Weihnachtsbaum. Darunter eine Unmenge von farbig eingepackten Geschenken. Nach dem obligatorischen Singen von polnischen Weihnachtsliedern durften wir die Geschenke auspacken. Socken, Hosen, Hemdchen und Mützen enttäuschten uns etwas, aber es gab auch bescheidene Spielsachen – entsprechend dem kargen Familienbudget. Aber wir glaubten lange an den Schutzengel und verbargen das irgendwann gelüftete Geheimnis gegenüber den jeweils jüngeren Geschwistern. Mit unseren Kindern führen wir diese Wojnarski-Tradition mit keinen Anpassungen weiter: Den Weihnachtsbaum bringen wir eine Nacht vor dem Fest in die Wohnstube und der Engel wechselt auf geheimnisvolle Weise seinen Platz von seinem Bilderrahmen über dem Kinderbett auf den Baum in der Stube. Diesen schmücken wir am 24. Dezember gemeinsam.
Den grössten Teil des Weihnachtsbaumschmuckes fertigte Vater an. Dabei nutzte er sein künstlerisches Talent und seine Fertigkeiten in Papierplastik. Der Schmuck knüpft an polnische volkstümliche Traditionen. Ein Teil des Schmuckes stammt noch aus den 50-er-Jahren, der Zeit in Spanien. Die Papierplastiken entstanden in der Schweiz in den 60-er-Jahren, die letzten Arbeiten entstanden gemeinsam mit uns Kindern am Familientisch. Später verkannten wir leider für lange Zeit Vater’s Arbeiten und so nahm er durch unsachgemässe Lagerung z.T. Schaden. Ich restaurierte die filigranen Arbeiten so gut es ging. Und so erstrahlt unser Weihnachtsbaum ausschliesslich mit hausgemachtem Schmuck (ergänzt mit polnisch-volkstümlichen Strohsternen, die unsere Tante Jadwiga Zawadynska angefertigt hatte und wenig Schmuck von mir).
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