Zwei oder dreimal hat mich mein Vater in das Atelier der Migros-Dekoration mitgenommen. In einem hellen Raum mit grossen Fenstern stand in der Mitte ein riesiger Tisch (sicher etwa 3 x 5 m). Um den Tisch sassen 8-10 Frauen, die auf Anweisungen meines Vaters den vorgestanzten und vorgeritzten Papierbögen ihre Form gaben und mit Kontaktleim verklebten. Für die Applikation des Kontaktleimes erfand mein Vater ein Werkzeug: Baby-Milchflaschen aus weichem Plastik und statt des Mundstückes ein geripptes Messingrad. Dieses wurde über das Papier gerollt.

Manchmal, wenn es besonders viel Arbeit gab, nahm mein Vater etwas der serienmässigen Produktion als Heimarbeit mit nach Hause. Wir Kinder verdienten uns so ein kleines Taschengeld und die Eltern erhöhten ihr Familieneinkommen.

Glücklich war Vater nicht mit dieser Arbeit, von seinem Vorgesetzten Hans Isler fühlte er sich als Künstler zu wenig wertgeschätzt. Wie der Zeitungsartikel zeigt, wurde nur der Chef geehrt…

Nach sechs Jahren verliess mein Vater enttäuscht die Migros mit einem Arbeitskollegen (einem Herrn Kundert), der sich selbstständig gemacht hatte und arbeitete für ihn etwas mehr als ein Jahr. Aber beruflich richtig zufrieden wurde er erst, als er im Frühling 1967 als Zeichnungslehrer auf Sekundarstufe in verschiedenen Schulhäusern in der Stadt Zürich zu arbeiteten begann. Siehe dazu das Kapitel Künstlerisch-pädagogische Aktivitäten.