Im Mai 2019 jährte sich die bedeutende Schlacht von Monte Cassino zum 75. Mal. Auf dem polnischen Soldatenfriedhof fand am 18. Mai eine grosse Gedenkfeier statt, die von Tausenden besucht wurde. Die polnische Botschaft in Rom organisierte im Rahmen dieser Feier im Kloster von Monte Cassino eine Ausstellung unter dem Titel „Armia Andersa – Szlak Nadziei“ (Die Armee von Anders – Weg der Hoffnung). Ehrenvorsitzende des Projektes: Senatorin Anna Maria Anders (Tochter des Generals).
Die Botschaft lud mich ein, diese Ausstellung künstlerisch mit Arbeiten meines Vaters zu bereichern. Es standen mir 15 Staffeien zur Verfügung. Auf diesen präsentierte ich 26 Werke in 19 Rahmen. Zu Lebzeiten zeigte er die meisten dieser Bilder nie. Die Einladung empfand ich posthum als grosse Ehre für meinen Vater: Hier kämpfte er als Soldat für die Freiheit seiner Heimat. Kurz zuvor waren diese Werke im Polenmuseum in Rapperswil zu sehen (30. März bis 4. Mai 2019). Dieses Museum steht stellvertretend für seinen Kampf nach dem Krieg mit – anderen Waffen. Und dass die Ausstellung auf Staffeien gezeigt wurde, hatte noch eine weitere symbolische Bedeutung: Im Dokumentarfilm «Artyści Andersa» (PL 2018) wurden bis anhin wenig bekannte Bilder von Künstlern aus der Armee von General Anders gezeigt. Während des Films füllten sich die leeren Staffeien. Tadeusz Wojnarski’s Arbeiten fehlten, weil sie zu diesem Zeitpunkt dem für den Film verantwortlichen Professor Dr. Jan Wiktor Sienkiewicz nicht bekannt waren. Ein Jahr später tauchten sie auf – auf Staffeien auf dem Monte Cassino.
Beide Ausstellungen wurden in einem der Kreuzgänge des Klosters präsentiert. Ihre Eröffnung fand am 15. Mai 2019 statt. An der schlichten Feier waren anwesend Senatorin Anna Maria Anders, Abt des Klosters Monte Cassino Donato Ogliarim sowie der Chargé d’affaires der Polnischen Botschaft in Rom, Szymon Wojtasik. Anwesend war etwas Presse, die polnische staatliche Fernsehanstalt TVP sowie das polnische Radio. Beiden gab ich ein kurzes Interwiew.
Nach der Eröffnung war ich die meiste Zeit bei den Bildern und wartete auf Besucherinnen und Besucher. An diesem ersten Nachmittag – einem kalten Regentag – kamen kaum Gäste ins Kloster. Aber es gab einige sehr angenehme Begegnungen. Unter anderem eine kleine Gruppe von sechs Männern in altertümlichen Militäruniformen mit Tännchen-Abzeichen am inken Oberarm. Es ist das Abzeichen der 3. Karpatischen Schützendivision, in der mein Vater gedient hatte. Vier dieser Männer, eigentlich Zivilisten, kamen aus Grossbritanien, zwei aus Belgien. Sie interessierten sich rasch für die Ausstellung. Dank ihren hervorragenden geschichtlichen Kenntnissen hatte ich mit ihnen anregende Gespräche. Zum Schluss posierten sie mit mir für ein Erinnerungsbild, alle brav den linken Arm mit dem Tännchen zeigend …
In den Folgetagen verbesserte sich das Wetter und es kamen auch mehr Besucherinnen und Besucher ins Kloster. Die grossen Gedenkfeiern auf dem polnischen Soldatenfriedhof fanden am Samstag, den statt. Viele Gäste reisten schon am Freitag an und kamen auch ins Kloster, darunter sehr viele Pfadfinder. Es war für mich eine grosse Freude, jungen Menschen die Geschichte eines typischen hier kämpfenden polnischen Soldaten zu erzählen. Eindruck machten ihnen meine Ausführungen zu den Soldatenporträts, die mein Vater während den Kämpfen um die Gotenlinie schuf. In dieser Zeit tobte der Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Die Rote Armee stand tatenlos unmittelbar vor der Stadt und wartete, bis sie ausgeblutet war. Diese Gefühle – gemischt mit Zweifeln, ob sie jemals in ein freies Polen zurückkehren könnten, für welches sie kämpften – malte mein Vater eindrücklich. Und das noch als Amateurmaler. Oder die kleine Anekdote zur „Desertation an die Front“ (im Ausstellungskatalog nachzulesen). Eine der Pfadfindergruppen bat ich um ein Fotoandenken.
Am Sonntag, den 19. Mai, dem letzten Ausstellungstag, besuchte mich Pietro Rogaciń mit Ehefrau. Er ist Präsident der Stiftung Gedenkmuseum des 2. Polnischen Korps in Italien (Fundacja Muzeum Pamięci 2 Korpusu Polskiego we Włoszech) und Architekt des kleinen Museums am Friedhofeingang. Sein Vater kämpfte am Monte Cassino und in Ancona, anschliessend kehrte er nach Monte Cassino zurück, um im Auftrag des Generals am Soldatenfriedhof mitzuarbeiten. Hier heiratete er eine Italiennerin. Der Sohn liess sich interessiert meine Ausführungen zu den Bildern erklären und war tief beeindruckt.
Auch sonst gab es viele Begegnungen. Besonders bewegend waren diejenigen, deren Familienangehörige hier oben auf dem Monte Casssino kämpften oder sogar fielen. Viele Besucher wollten wissen, wo in Polen Ausstellungen stattfinden werden (in Jasło, Sanok, Przeworsk, Rzeszów). Die einen notierten sich das, andere baten mich, dass ich auch in ihrer Region ausstellen soll. Das werde ich gerne tun. Bisher fehlten unter den Gästen solche, die mir ein konkretes Ausstellungsangebot hätten machen können.
Der grosse Aufwand für die Ausstellung hat sich gelohnt. Es war eine grosse Ehre, an diesem für Polen wichtigen Ort zum 75-jährigen Jahrestag ausstellen zu können – vor allem posthum für meinen Vater.
Autor: Tadeusz Wojnarski
Von l. nach r.: Donato Ogliarim – Abt des Klosters Monte Cassino, Senatorin Anna Maria Anders, Tadeusz Wojnarski jun., Szymon Wojtasik – Chargé d’affaires der Polnischen Botschaft in Rom
Junge Männer in Uniforn der 3. Karpatischen Schützendivision (3 Dywizja Strzeleców Karpackich)
Pietro Rogaciń, Präsident der Stiftung Gedenkmuseum an das 2 Polnische Korps in Italien und Tadeusz Wojnarski
Kloster Monte Cassino (Wikipedia)
Radio Maria (Artikel – PL)
iowebbo.it: Cassino – il sentiero dell speranya (IT)
Nasza Gazetka 2/2019 (Artikel – PL)
Webdesign: S P E C T A R
Odpowiedyialność – Verantwortung – Responsibility:
Tadeusz Wojnarski (jun.)
Wszystkie prawa zastrzeżone dla – Alle Rechte vorbehalten für – All rights reserved by
Tadeusz Wojnarski 2020-2021
Webdesign: S P E C T A R
Odpowiedyialność – Verantwortung – Responsibility:
Tadeusz Wojnarski (jun.)