1950 – 1951 Neue Perspektiven
1950 Zwischen Studium und dem Entscheid zur Ehe
Zwischen Tadeusz Wojnarski und Ewa Zawadyńska entstand eine rege Korrespondenz. Im Familienarchiv sind Briefe von Ewa an Tadeusz erhalten geblieben, in umgekehrte Richtung keine. Eigentlich «funkte» es bereits im Sommer 1949, aber jedes behielt es einstweilen für sich. Ende Januar 1950 brach das Eis. Beide offenbarten sich die gegenseitige Liebe. Im Brief vom 29.1.1950, dem ersten eigentlichen Liebesbrief, schrieb Ewa u.a.:
„Ich merke, dass meine Körpergrösse Dir viele Sorgen bereitet. Nun, ich habe mich gemessen. Ich kann die Tatsache nicht ändern, dass ich 170,5 m erreiche, aber vergleich es mit Deiner Körpergrösse1 und denk bitte noch einmal darüber nach. Solltest du dich dennoch entschliessen, mich zur Frau zu nehmen, verspreche ich dir, immer Schuhe mit niedrigen Absätzen zu tragen und meine Haare nicht so zu kämmen, dass sie meine Körpergrösse betonen.“
Es wurden Reisepläne geschmiedet. Bereits in der ersten Hälfte März bat Tadeusz Wojnarski seine zukünftige Schwiegermutter um die Hand ihrer Tochter. In ihrer ersten Briefantwort vom 21.3.1950 schrieb sie, sie hätte grundsätzlich nichts gegen eine Verlobung, aber sie verlangte für die Heirat einen Aufschub von drei Jahren, bis er sein Studium beendet habe. In der ersten Hälfte April 1950 reiste Ewa nach Madrid in die Osterferien.
Auch danach führten sie einen intensiven Briefkontakt weiter. Wie aus Tadeusz’s Dankesrede zum 70. Geburtstag an Ewa hervorgeht, habe sie sich zuert in Tadeusz verliebt: «Ewa war bereit, sich in dieses unkalkulierbare Abenteuer des Lebens zu stürzen, es war irgendwie erklärbar: sie verliebte sich einfach, und die Liebe macht blind.» Tadeusz habe jedoch – gemäss seiner Dankesrede – lange Zweifel gehegt. Nicht wegen Ewa, sondern wegen sich selber. Sein Kampf mit sich selber stand ihm zum Verliebtsein im Weg – er dachte rational, sie mit weiblichen Gefühlen. Diese obsiegten schliesslich. Zudem wollte er die junge Frau, die so in ihn verliebt war, nicht unglücklich machen. Schliesslich war seine ökonomische Situation als mittelloser Kunststudent im armen Spanien keine wirtschaftliche Grundlage für eine Familiengründung. Ewa war das alles egal, sie wollte ihren Tadek unbedingt heiraten. Die Zweifel wegen der entfernten Verwandschaft waren auch bald ausgeräumt. Die zuständigen kirchlichen Instanzen befanden, diese sei genügend entfernt.
1 1.71 m gemäss Passeintrag 1995, in der ID von 1999 sogar 1.72 m
Mitte Juli 1950 folgte eine weitere Reise von Tadeusz Wonarski nach Zürich. Hier entstanden 1950 mindestens 5 Bilder in Öl. Bemerkenswert die zwei sehr schönen Bilder mit dem St. Peter. Das erste in melancholischen Tönen (siehe unten), das zweite in fröhlich-leuchtenden Farben. Józef Zbojnowicz, den er im gleichen Jahr portraitierte, war einer der besten Freunde meines Vaters. Er wurde im Krieg in der Schweiz interniert, später studierte er an der ETH in Zürich. Obwohl er damals als junger Ingenieur nicht vermögend war, finanzierte er etwas später den Kreuzweg von Świętoniowa, den Wojnarski 1954 schuf. Siehe dazu die Broschüre
Broschüre „Der Kreuzweg von Świętoniowa“ (DE) / Broszura „Droga Krzyżowa w Świętoniowej” (PL).
Ansonsten war das Jahr 1950 stark von einem intensiven Studium geprägt. Zur Grundausbildung eines Kunststudiums gehören Aktstudien. Aus diesem Jahr sind etliche datierte und vermutlich im gleichen Jahr geschaffene undatierte Aktstudien erhalten geblieben.
Eine sehr schöne Serie von vier Aktstudien, der Strich wird zusehends sicherer.
1951 Heirat
Trotz der Empfehlung der Mutter der Braut fand am 26.05.1951 in Zürich die Ziviltrauung mit Ewa Zawadyńska statt, am 05.06.1951 folgte in der Liebfrauenkirche die kirchliche Trauung. Familie und Freunde stellten fest, dass Tadeusz Wojnarski aufblühte. Nach seinen leidvollen und traumatischen Jugendjahren beginnt er so optimistisch ein neues Leben. Dieser Zukunftszuversicht schlägt sich deutlich in seiner Malerei nieder, es entstehen helle und freundliche Bilder.
Unten zwei Ansichten der Kirche St. Peter in Zürich im Vergleich. Die Veränderung des Gemütszustandes meines Vaters ist deutlich in diesen zwei Bildern erkennbar. Auffällig ist am 1951 entstandnen Bild, dass die Pinselführung rasch, fast übermütig war.
Die zarte Melancholie dieses Bildes spiegelt wohl die innere Stimmung meines Vaters mit seinen Zweifeln. Es entstand während seinem zweiten Besuch in der Schweiz.
Das Bild ist Eigentum der Familie Zawadynski, z.Zt. im Archiv der Fam. Wojnarski.
Das gleiche Sujet wie auf dem Bild links, jedoch fröhlich und farbkräftig. Es enstand im Juni 1951, unmittelbar vor oder nach seiner Trauung mit meiner Mutter. Der rasche Pinselstrich und die Farblücken auf der Leinwand deuten darauf hin, dass das Bild rasch und in einer euphorischen Stimmung entstanden ist.
Nebeneinander aufgehängt (gleich gross, gleicher Rahmen) vergrössern diese zwei Bilder ihre Wirkung.
Diese Arbeiten belegen, dass Tadeusz Wojnarski inzwischen seine Oel-Technik perfektioniert hat. Das Bild «Das resistente Bäumchen» entstand vermutlich in den Flitterwochen auf Mallorca. Bemerkenswert ist es im Zusammenhang mit der Feststellung von Marian Bohusz-Szyszko, seinem Professor in Rom, dass «(…) jedes Bild eines richtigen Künstlers ein Porträt seiner selbst ist «, interessant. Siehe dazu die Anekdote im Kapitel 1946 – Studium in Rom. Wenn eines der Bilder meines Vaters auf diese Einsicht zutrifft, dann ist es dieses besonders. Wie er, erlebte auch dieses Bäumchen viele tragische Schicksale. Nun richtet es sich wieder optimistisch auf.
Auch diese Werke sind während der Hochzeitsreise auf Mallorca entstanden. Im Februar 1952 stellte er in den «Galerias XAGRA» in Madrid u.a. 15 hier entstandene Ölbilder aus.
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