Wojnarski exzelenter Kopist
Autor: Tadeusz Wojnarski jun.
So präsentiert sich heute die „Rehjagd“ im Schloss der Fürsten Lubomirski in Lubniewice.
Einen grossen Einfluss auf seine Malerei hatte die Auseinandersetzung mit alten Meistern der Malerei. Während der Studienzeit 1949 und 1953 sowie mehrere Jahre später kopierte Tadeusz Wojnarski – meist im Prado – viele Bilder: 15 Kopien sind bekannt, 14 davon im Prado, 4 davon verschollen. Mein Vater nahm mich manchmal mit in den Prado. Vor sich seine Leinwand mit schwarzen Linien karriert, daneben eine Reproduktion gleich karrirt. Weiter vorn das Original. Jeden Pinselstrich studierte er genau am Original und übertrug ihn präzise auf seine Leinwand. So entstanden Kopien von ausserordendlichen Qualität. Gut erinern kann ich mich noch als etwa 5-jähriger an die grossen Säle und Vater’s Terpentinöl.
Anzumerken ist, dass Wojnarskis Kopien dunkler sind und einen Farbstich gegenüber dem Originalfoto aus dem Museum Prado aufweisen. Dies rührt daher, die Originale zwischenzeitlich restauriert und gereinigt wurden. Das machte sie heller und frischer. Mit zwei Ausnahmen sind die Kopieen nicht datiert.
Piero della Francesca (1415-1492)
Diese Skizze ist die einzige Kopie eines Gemäldes in Italien. Sie muss 1946 bei einer seiner Reisen durch Italien entstanden sein.
Diego Velázquez (1599 – 1660)
Kopie von Tadeusz Wojnarski: Er erstellte sie im Prado in Madrid bereits 1949, etwa im Herbst. Im Frühjahr des gleichen Jahres setzte er sein in Rom 1946 unterbrochenes Malereistudium in Madrid fort. Durch das intensive Studium der Technik des Meisters machte Wojnarski rasch Fortschritte mit der für ihn erstmals in diesem Jahr angewendeten schwierigen Öltechnik. Oel auf Leinwand 74 x 92.5 cm, 1949
Oben Kopie – unten das Original. Die absolute Detailtreue ist beim Kopien nicht das wichtiste. Wesentlich ist, die Expressivität des Meisters zu erfassen, die Dynamik seines Pinselstriches. Das ist wohl die grösste Herausforderung. Diese Probleme des Kopierers in seinen Anfängen sind hier in diesen zwei Fragmenten schön sichtbar.
Kopie von Tadeusz Wojnarski: «Las hilanderas» (Die Spinnerinnen), Öl auf Leinwand 150.5 x 113 cm, um 1955. Keine Signatur vorhanden.
Das Bild hing bis 2015 in der Wohnung von Tadeusz und Eva Wojnarski. Beim Abtransport wurde das Bild ziemlich stark beschädigt. Auf dieser Fotografie sind die Schäden retuschiert.
El Greco (Geburtsname: Domenikos Theotokópoulos, 1541 – 1614)
Original von El Greco (Detail):
Das Gesicht von Maria malte Wojnarski etwas feiner als El Greco. Der für El Greco typische ausdrucksstarke Glanz in den Augen ist dem Kopist nicht ganz gelungen. Zudem weist die Kopie einige Ungenauigkeiten gegenüber dem Original auf.
Mit einer Ausnahme ist keine Kopie datiert, vermutlich früh entstanden.
San Andrés y san Francisco (Heiliger Andreas und Heiliger Franziskus), Öl auf Leinwand, 113 × 167 cm, um 1595-1598. Auf der Foto handelt es sich um das Originalbild von El Greco. Die Kopie von Tadeusz Wojnarski ist verschollen.
Wojnarski’s Kopie hing bis zum Tod seiner Schwiegermutter Sophie Zawadynska-Rothenflue (1889 – 1969) in ihrer Wohnung in Zürich. Nach 1969 ist es verschollen.
Dieses Familienbild entstand 1955 in ihrer Wohnung an der Bolleystrasse in Zürich. Sie ist die dritte von rechts, mit Enkelin Jadwiga. Links Tadeusz Wojnarski mit Sohn Tadeusz, rechts Ewelina Wojnarska mit Tochter Theres. Die übrigen Personen sind Geschwister von Eweline und ihren Eheleuten.
Über dem Gruppenbild ist ein Fragment dieser El Greco-Kopie zu sehen. Möglich, dass er es eben als Geschenk aus Spanien mitgebracht hat. Es ist der einzige Beleg dessen Existenz.
Tizian (Titiano Vecelli; zwischen 1488 und 1490 – 1576)
Der Einfluss von El Greco und Tizian auf die sakrale Malerei von Tadeusz Wojnarski
El Greco war zeitlebens sehr erfolgreich. Mit seiner expressiven und verzerrenden Darstellungsweise (Figuren in die Länge gezogen) war er für die damalige Zeit wohl zu progressiv. So geriet er nach seinem Tod in Vergessenheit. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er wieder entdeckt und hat seither einen grossen Eindluss auf die zeitgenössiche Malerei (z.B. Pablo Picasso).
Auch Tadeusz Wojnarski entdeckte ihn für sich. Mit den mindestens vier Kopien dieses barocken Meisters setzte er sich mit dessen Pinselführung, Form- und Farbgebung intensiv auseinander. Als er Ende 1953 den Auftrag für einen Kreuzweg erhielt, suchte er einen eigenständigen und authentischen Jesus Christus. Das Bild «Jesus mit Kreuz» von El Greco stand ganz bestimmt Pate. Der Einfluss ist gut erkennbar in der Körperhaltung und Gesicht. Aber dem Anlitz gab er ein zeitgemässeres Aussehen. Bemerkenswert ist, dass sein Christus hebräische Züge aufweist, selten in der christlichen sakralen Kunst…
Jesus mit Kreuz, 1954. Öl auf Leinwand. Der Einfluss von El Greco ist unübersehbar. Vermutlich erste Ölstudie für den Kreuzweg (siehe nächstes Bild). Es steht im Beginn seiner religiösen Malerei Mitte der 50-er-Jahre und ist somit ein zentrales Schlüsselwerk in Wojnarskis künstlerischer Entwicklung. Mehr dazu auf der Seite Sakrale Kunst.
Vom 11. bis 26. Januar 1955 wurde es im Rahmen einer Einzelausstellung religiöser Bilder in Madrid ausgestellt.
Der Kreuzweg von Świętoniowa: Station 2 – Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
Unbekannter mittelalterlicher Meister
Tadeusz Wojnarski fertigte 4-5 Exemplare an (Kloster Einsiedeln, Polenmuseum Rapperswil, Jadwiga Zawadynska Schüpfen/BE, Familie Wojnarski Zürich)
Verschollene Kopien: Tizian, Alonso Cano, José de Ribera und Orazio Genteleschi
Tizian (Titiano Vecelli; zwischen 1488 und 1490 – 1576)
Maria Dolores (Schmerzensmutter) mit offenen Händen, Öl auf Marmor, um 1555 53 x 68 cm.
Das Original befindet sich im Museum Prado, Madrid
Die Kopie von Tadeusz Wojnarski wurde 2001 in den USA an einer Auktion angeboten (Öl auf Leinwand). Es war hinten klar signiert. Seither ist es wieder verschollen.
Alonso Cano (1601 – 1667)
Mutter Gottes mit Kind (La Virgen con el Niño) 1645 – 1652. Öl auf Leinwand (Óleo sobre lienzo): 107 x 162 cm
Das Original befindet sich im Museum Prado, Madrid
Die Kopie von Tadeusz Wojnarski ist seit der Ausstellung in der «Caja de Ahorros Municipal de Pamplona» (7. bis 13. November 1956) verschollen.
José de Ribera (1591 – 1652)
Heiliger Hieronymus als Büsser (San Jerónimo penitente), 1634. Öl auf Leinwand (Óleo sobre lienzo): 78 x 126 cm
Das Original befindet sich heute im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid
Die Kopie von Tadeusz Wojnarski ist seit der Ausstellung in der «Caja de Ahorros Municipal de Pamplona» (7. bis 13. November 1956) verschollen.
Orazio Gentileschi (1563–1639)
Das Kind Jesus auf dem Kreuz schlafend (El Niño Jesús dormido sobre la Cruz). Öl auf Leinwand (Óleo sobre lienzo): 100 x 75 cm
Das Original befindet sich im Museum Prado, Madrid
Die Kopie von Tadeusz Wojnarski ist seit der Ausstellung in der «Caja de Ahorros Municipal de Pamplona» (7. bis 13. November 1956) verschollen.
Paul de Vos (1591 oder 1596 – 1678)
Ende Mai 2022 bekam ich überraschenderweise ein E-Mail aus Vigo (Nordwestspanien). Darin teilte mir ein Herr Alvaro Pombo Liria mit, dass er im Besitz einer Kopie des niederländischen Kunstmalers Paul de Vos sei, die sein Vater meinem Vater um 1957 in Auftrag gegeben hatte. Herrn Alvaro Pombo Liria gelang es nicht, einen Käufer für das Bild zu finden. Er bot es auch mir an, aber das Bild ist für das Familienarchiv Wojnarski in der Schweiz zu gross. So vereinbarte ich mit ihm, dass ich in Polen für das Bild einen Platz suchen werde. Herr Alvaro Pombo Liria war bereit für eine Schenkung. Nach einer langen Suche übernahm die Stiftung der Fürsten Lubomirski das Gemälde. Im Mai 2023 fand das Bild im Schloss der Fürsten Lubomirski in Lubniewice ein, knapp 140 km westlich von Poznań. In den Sommermonaten ist das Schloss von Freitag bis Sonntag für Besucher geöffnet. (http://zameklubniewice.pl)
Español
A finales de mayo de 2022, sorprendentemente recibí un correo electrónico de Vigo, España. En él, un tal señor Álvaro Pombo Liria me informaba que que poseía una copiauna copia del pintor holandés Paul de Vos, que su padre le había encargado a mi padre alrededor de 1957. El Sr. Alvaro Pombo Liria no pudo encontrar un comprador para el cuadro. Él también me lo ofreció, pero el cuadro es demasiado grande para el archivo de la familia Wojnarski en Suiza. Entonces le ofrecí que buscaría un lugar en Polonia. El señor Álvaro Pombo Liria estaba listo para una donación. Después de una larga búsqueda, la Fundación de los Príncipes Lubomirski se hizo cargo del cuadro. En mayo de 2023, la pintura llegó al castillo Lubomirski en Lubniewice, a casi 140 km al oeste de Poznań. Durante los meses de verano, el castillo está abierto a los visitantes de viernes a domingo. (http://zameklubniewice. pl)
Alvaro Pombo Liria (rechts) mit seinem Sohn Juan Pombo Moran und dem eingepackten Bild. An dieser Stelle herzlichen Dank für die grosszügige Schenkung nach Polen.
Álvaro Pombo Liria (derecha) con su hijo Juan Pombo Moran y la pintura envuelta. En este punto, mi más sincero agradecimiento por la generosa donación a Polonia.
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