Umbettung von Tadeusz Wojnarski an die Seite seiner Ehefrau Ewa am 5. Dezember 2023.
Autor: Tadeusz Wojnarski jun.
In der Schweiz dauert die gesetzliche Grabruhe mindestens 20 Jahre. So werden die meisten Gräber in öffentlichen Friedhöfen nach höchstens 25 Jahren aufgehoben. Im Fall unseres Vaters war es nach etwas mehr als 24 Jahren. Darum hatte unsere Familie – als unsere Mutter vor bald 7 Jahren starb – sie in einem Miet-Familiengrab beigesetzt, um später unseren Vater hierher zu überführen.
Dienstag, 5. Dezember 2023 kurz vor 10.30 Uhr. Ein kalter, aber nicht eisiger Wintertag. Der Weg vor dem Grab unserer Mutter füllte sich mit eingeladenen Gästen. Rechts daneben ein offenes Grab und der bereitgestellte Sarg mit den sterblichen Überresten unseres Vaters. Zwei Stunden zuvor hatte ich an der Exhumierung teilgenommen. Ein Akt, der in mir mehr Spuren hinterlässt als ich mir vorgestellt hatte.
Pfarrer Artur Cząstkiewicz von der Polenmission in Zürich begann die Zeremonie mit einem Gebet und las aus dem Johannes-Evangelium. Anschliessend gab er mir das Wort. Nach einer kurzen Begrüssung las zuerst mein Bruder Antoni eine Sonette (eine Art Gedicht), in der unser Vater beschrieb, wie er als kleiner Bub sich bei der Beobachtung von in der Sonne glitzernden Staubpartikeln vorstellte, weit in die Welt zu fliegen. Und dass er später nach erlebten schweren Schicksalen im Krieg zur Einsicht kam, dass er tatsächlich nur ein Stäubchen sei. Diese Metapher nahm ich auf, um das Leben meines Vaters zu beschreiben (hier zum Text).
Darauf ergriff der polnische Konsul in Bern, Marek Głuszko, das Wort. Er würdigte das Leben und die Verdienste unseres Vaters in der Schweiz. Im Zentrum stand, neben der Schaffung des kulturellen und gesellschaftlichen Treffpunktes Polenhaus in Zürich – die Monatszeitschrift „Nasza Gazetka“. Sie sei – in Opposition zur damals von der Sowjetunion kontrollierten Volksrepublik Polen – sehr wichtig gewesen. Wojnarski sei sich über die Kraft des Wortes genau bewusst gewesen. Und tatsächlich: All die Nummern von 1973 bis 1997, die er als Chefredaktor mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schuf, seien für die heutige Geschichtsforschug der Polen in der Schweiz immens wichtig. Vor allem für die Zeit, als sich Polen hinter dem „Eisernen Vorhang“ befand, sind sie heute praktisch die einzige Quelle für Lizentiats- und Doktorarbeiten. Nach der Wende 1990 – als die Migration aus Polen nur noch aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte und die „Alten“ ausstarben – erlosch zusehends das Interesse der Polen in der Schweiz an der „Nasza Gazetka“. Trotzdem: Mit seinem Lebenswerk ist Tadeusz Wojnarski für Polen unsterblich geblieben.
Nach dem Konsul folgte Tadeusz Kilkarski mit einer spontan gehaltenen, aber nicht minder eindrücklichen, Würdigung. Er hatte 1997 die Chefredaktion der „Nasza Gazetka“ übernommen, als unser Vater bereits von seiner Krankheit schwer gezeichnet war. Er hatte während vielen Jahren unseren Vater bei der Gestaltung der „Nasza Gazetka“ begleitet und unterstützt. Er bestätigte die Einschätzung des Konsuls und ergänzte, dass es Wojnarski zudem sehr wichtig war, dass die Zeitschrift auch eine Brücke zur schweizerischen Gesellschaft war (es gab in fast jeder Nummer Artikel in deutscher Sprache und sieben Nummern wurden sogar vollständig in die deutsche Sprache übersetzt). Auch für Kilarski bleiben die von Wojnarski geschaffenen Nummern der „Nasza Gazetka“ ein wichtiges Zeitdokument. Das sei Wojnarskis grösstes und wichtigstes Vermächtnis.
In grosser Trauer und tiefer Hochachtung nahmen die fünfzehn anwesenden Personen schliesslich zum zweiten Mal Abschied von Tadeusz Wojnarski.
Teilnehmende an der Zeremonie von rechts nach links: Tadeusz und Elżbieta Kilarski, Konsul der Republik Polen in Bern Marek Głuszko, Pfarrer Artur Cząstkiewicz, Andrzej Nurkowski, Jadwiga Zawadyńska Thomann, Jadwiga Romanowska Wojnarska, Agnieszka Komarek-Zawadyńska, Sophie Wojnarska, Elżbieta Suter-Kuczynska, Jan Wojnarski, Tadeusz Wojnarski jun., Antoni Wojnarski, Elżbieta Szynkiewicz Wojnarska, Elżbieta Magiera, Renata Gatty-Kostyal.
So wird das Familiengrab einst aussehen (Fotomontage). Der Grabstein von Tadeusz Wojnarski stammt aus seinem Grab von 1999 und der Christus im Medaillon aus seinem Kreuzweg.
PDF Einladung zur Zeremonie vom 5. Dezember 2023 mit Adresse sowie Plan des Friedhofs: Download hier
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