TADEUSZ WOJNARSKI - BIOGRAPHIE

Ansprache der Söhne von Tadeusz Wojnarski bei der Umbettungszeremonie

Autor: Tadeusz Wojnarski jun.

Sehr verehrter Herr Konsul, sehr verehrter Herr Pfarrer, liebe Verwandte, liebe Freunde meines Vaters, liebe Gäste

Unser Vater war in der Schweiz eine verdiente Person. Er wird heute an die Seite unserer Mutter umgebettet. Wir danken für Ihre Teilnahme. Nach 24 Jahren wurde er zu Staub. Er nannte sich selber Jan Pył, auf Deutsch Hans Staub. Mit seiner Metapher werden wir sein Leben beschreiben. Aber zuerst lassen wir ihn seine Kindheitsträume erzählen:

Ich erinnere mich, als ich ein kleines Kind war
Wie Sonnenstrahlen heimlich durch die Ritzen
Der Fensterläden drangen und ich die im Licht tanzenden
Winzigen Staubflöckchen eifrig bewunderte.


Einige grössere versuchte ich sogar
In die kleinen Finger zu fangen, aber die helle Sonne,
Plötzlich bedeckt, verdunkelte die Winzlinge.
Und dann sah ich nie wieder fliegende Stäubchen.


Damals war es auch manchmal so, als ob ich dachte,
Dass ich auch ein winziges, leuchtendes Stäubchen war
Und weit weg zu fliegen wünschte ich mir!…


Doch als ich später meine älteren Jahre erreichte,
Meine Existenz in die Strudel des Schicksals geworfen wurde,
Wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich nur ein Stäubchen war…

Aber er war ein Stäubchen mit ungeheuerlicher patriotischer und künstlerischer Energie. Seine „älteren Jahre“ begannen schon mit siebzehn. Vom Westen kam ein schrecklicher faschistischer Wirbelwind, kurz später ein zweiter vom Osten, ein bolschewistischer. Dieser trug ihn fort. Wie er bei eisigen Temperaturen, ungenügender Kleidung, Hunger, schwerer Arbeit und schliesslich mit einer grossen eiternden Wunde am Bein überlebte, blieb sein Geheimnis. Sein Glück war, dass eines Tages der faschistische Wirbelwind den bolschewistischen im Osten überfiel. Und dieser dachte sich: „Ich brauche mehr Soldaten“. So entkam unser Stäubchen diesem Elend. Es wurde mit vielen anderen Stäubchen in eine freundlichere Gegend geblasen, um Soldat zu werden. Und das wollten sie alle. Sie wollten für ihre Heimat kämpfen. Als sie schliesslich Soldaten waren, kamen sie nach Italien, wo noch der faschistische Wirbelwind tobte. Der Kampf gegen ihn war schrecklich, viele überlebten ihn nicht. Doch der Traum der Überlebenden, in ihre liebe Heimat zurückzukehren, erfüllte sich nicht. Denn der andere Wirbelwind, der bolschewistische, hatte inzwischen ihre Heimat vom faschistischen „befreit“. Die meisten kannten die Bolschewisten aus eigener Erfahrung. Diese „Befreiung“ verhiess nichts Gutes. Die meisten kehrten nicht zurück, so auch unser Vater.

In dieser schweren Zeit des Kampfes für seine Heimat fand er noch Kraft zu malen. Mit dieser inneren Kraft porträtierte er eindrücklich die müden und verzweifelten Gesichter der anderen Stäubchen. Ein aussergewöhnliches künstlerisches und historisches Zeitzeugnis.

Nach dem Krieg begann unser Vater in Italien Malerei zu studieren. Doch da konnte er nicht bleiben. Der Wind trug ihn nach Spanien, einem armen Land. Die Last des Krieges und der Verlust seiner Heimat nagten an seiner Seele. Er suchte die Nähe zu Gott und wollte Priester werden. Nach einem halben Jahr wurde es ihm jedoch bewusst, dass dies doch nicht sein Weg war. So studierte er wieder Malerei. Aber der Schmerz in der Seele blieb.

Einmal kam er mit einem zarten Wind in die Schweiz. Hier lernte er eine junge Frau kennen. Sie verliebte sich und versuchte ihn für sich zu gewinnen. Dazu musste sie aber zuerst seine Zweifel zerstreuen. Das gelang ihr schliesslich und sie heirateten. Unser Vater war aus seinem Tief gerettet und er blühte auf. Sie bekamen Kinder, aber die Not war gross. So suchten sie einen Wind, der sie in die Schweiz tragen würde. Dies gelang und dann ging es ihnen von Jahr zu Jahr besser. Unser Vater wurde immer schöpferischer und malte sehr viel seine zweite Heimat, die er lieb gewonnen hatte. Doch der Schmerz des Verlustes seiner ersten blieb. Der bolschewistische Wirbelwind hockte dort immer noch. Jetzt begann er erneut gegen ihn zu kämpfen, aber diesmal mit anderen Waffen – mit geistigen, für Freiheit und Unabhängigkeit, für poatriotische und kulturelle Werte. Dieser Kampf war so enorm, dass er dafür viel Anerkennung und Auszeichnungen erhielt.

Unser Vater starb vor 24 Jahren. Auf Erden hinterliess er eine tiefe Lücke und unvergessliche Spuren, grossen Respekt sowie ein bemerkenswertes künstlerisches Werk für die Ewigkeit.

16 Jahre später verstarb seine grosse Liebe und Retterin aus seinem Seelenschmerz, unsere Mutter. Sie hatte ihm jene Energie zurückgegeben, die unersetzlich für seinen Kampf und seinen Schöpfergeist war. Sie wurde hier begraben. Sechs Jahre sind beide oben im Himmel vereint. Heute finden sie auch auf Erden zueinander. Gott, lass sie in Frieden in Deinem Reich leben. Beten wir für ihre Seelen. Vergessen wir sie nie.

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