ANNA TOMCZAK - KURATORIN DER AUSSTELLUNG "GULAG-HÄFTLING, SOLDAT UND KÜNSTLER" (POLENMUSEUM RAPPERSWIL)

Eine kurze Biografie von Tadeusz Wojnarski

Tadeusz Wojnarski kam am 12. September 1922 in Warschau als Sohn von Witold, juristischer Adjunkt im Gesundheitsamt, und Eugenia, geb. Bernat, auf die Welt. Im Zwischenkriegspolen schaffte er es, Schüler des Tadeusz-Rejtan-Gymnasiums in Warschau zu werden, aber er hatte keine Chance, sich der Maturitätsprüfung zu stellen, weil ein Jahr zuvor der Krieg ausbrach. Mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder wurde er in den Südosten des Landes evakuiert, ohne sich der Gefahr aus dem Osten bewusst zu sein. Nach dem Angriff der Sowjetunion auf Polen träumte er von der Rückkehr nach Warschau und unternahm im Januar 1940 einen erfolglosen Versuch, die deutsch-sowjetische Grenze im besetzten Polen zu überschreiten. Von den Russen aufgegriffen, wurde er in ein Gefängnis in Przemyśl eingesperrt, danach nach Odessa verlegt und schliesslich zur Zwangsarbeit in ein Lager in Iwdjel im Nordural deportiert, mitten in sibirischen Wäldern. Nach dem Sikorski-Mayski-Abkommen wurde Tadeusz Wojnarski aus der Lagerhaft entlassen (1941). Er schlug sich nach Namangan (Usbekistan) durch, wo er sich der im Aufbau befindenden polnischen Armee unter General Władysław Anders anschloss und mit ihr verliess er Anfang 1942 die UdSSR. Im April desselben Jahres begann er in Palästina mit seiner Militärausbildung. Ende Sommer 1942 in den Irak verlegt, absolvierte er die Offiziersschule. Nach einem Jahr kehrte er nach Palästina zurück, wo er an einen Maturitätskurs teilnahm. Am 26. Februar 1944 erhielt er sein Maturitätszeugnis. Dem 2. Karpatischen Regiment leichter Artillerie des 2. Polnischen Armeekorps zugeteilt, beteiligte er sich am gesamten italienischen Feldzug – zuerst als Korporal, später als Leutnant. Er nahm an der Schlacht um Monte Cassino, an der Befreiung von Ancona, dem Durchbruch der Gotenlinie, an den Kämpfen im emilianischem Apennin und an der Schlacht um Bologna teil. Wojnarski, der bereits in seiner Schulzeit künstlerische Fähigkeiten zeigte, trennte sich seit seiner Freilassung aus dem Gulag nicht von seinen Zeichen- und Malutensilien, auch nicht an der Front. Nach dem Krieg begann er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Rom (Accademia di Belle Arti di Roma). Dort fand er den Weg in das Atelier von Prof. Amerigo Bartoli. Eine wichtige künstlerische Erfahrung in dieser Zeit war auch sein Kontakt mit Marian Bohusz-Szyszko, dem Mentor der polnischen Künstler unter den polnischen Soldaten in Rom – einem herausragenden Maler und Pädagogen zugleich – aber auch mit Aleksander Werner. Enttäuscht von der Untreue der Alliierten, liess sich Tadeusz Wojnarski demobilisieren, bevor das 2. Polnische Korps nach England verlegt wurde, und zog Ende 1946 nach Spanien, um im Rahmen eines Stipendiums des Pax Romana zu studieren. In der Escuela Central de Bellas Artes de San Fernando in Madrid schloss er die Fakultät für Malerei mit dem Titel Professor für Zeichnungen (1959) ab. Einige Jahre zuvor (1951) heiratete er eine in der Schweiz lebende entfernte Verwandte, Ewa Zawadyńska. Aus dieser Beziehung wurden bald drei Kinder geboren: Tadeusz, Theres und Antoni. Zusammen mit seiner Frau führte Wojnarski in Spanien, u.a. ein Marionetten-Wandertheater, bereiste Dörfer und Städte und versuchte so, die Existenz seiner Familie zu bestreiten. 1959 siedelte er sich mit seiner Familie aus wirtschaftlichen Gründen in Zürich an, wo er rund 10 Jahre lang als Schaufensterdekorateur arbeitete. In kurzer Zeit wurde er ein geschätzter Schöpfer von dekorativen Elementen, hauptsächlich im Bereich der Papierplastik. Anschliessend arbeitete er als Zeichnungslehrer an der Oberstufe der Stadt Zürich, wo er eigene pädagogische Methoden entwickelte. Zudem führte er Malkurse für Erwachsene durch, u.a. für den Verein Familienherberge in Bergün und im Polenmuseum in Rapperswil. 1974 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Zürich und der Schweiz. Trotz seiner zahlreichen Verpflichtungen und der Tatsache, dass die Familie in der Schweiz durch die Tochter Elisabeth erweitert wurde, engagierte sich Tadeusz Wojnarski intensiv in der polnischen Diaspora. Er war aktives Mitglied der Zürcher Niederlassung von PKS Veritas, Präsident des Vereins Polenhaus und Präsident des Dachverbandes polnischer Organisationen in der Schweiz. Er war Initiator und Mitorganisator vieler polnischer und polnisch-schweizerischer Veranstaltungen und Vorhaben in Zürich. Er inszenierte seine eigenen Stücke und inspirierte die Gründung der Tanzgruppe „Polanie”. Als Künstler und Maler unterstützte er ab 1973 das Polenmuseum in Rapperswil. Im selben Jahr gründete er die «Nasza Gazetka» (Unsere Zeitung), ein Magazin für die polnische Diaspora in der Schweiz, und gab es viele Jahre heraus. Als Präsident des Vereins Polenhaus gründete er 1976 in Zürich ein Zentrum, in dem das kulturelle und soziale Leben von polnischen Migranten stattfand. Als Kunstmaler interessierten ihn vor allem Landschaften (Bergblicke, Gassen von Städten, Olivenhaine; die Inspirationen holte er sich vor allem in der Schweiz, Italien und Spanien), aber auch Porträts und religiöse Kunst. Er hatte zahlreiche Ausstellungen, u.a. im Polenmuseum in Rapperswil (1979, 1992). Unter dem Pseudonym Jan Pył schrieb er Erinnerungen aus der sibirischen Zeit („Erzählungen aus der früheren Jugend“; 1998, Zürich) und über sein Schicksal als Soldat in den Jahren 1942-1946 („Erzählungen aus der späteren Jugend“, bisher unveröffentlicht). Er erhielt folgende Orden und Auszeichnungen: Das polnische Tapferkeitskreuz, das Kreuz von Monte Cassino, den Stern «The 1939 – 1945 Star», den Stern «The Italy Star», das «Goldene Verdienstkreuz», das Offizierskreuz «Polonia Restituta» und den Anna-Godlewska-Preis für sein lebenslanges kulturelles Wirken in der Schweiz. Er starb am 7. August 1999 in der Zürcher Höhenklinik Davos-Clavadel.

Übersetzung ins Deutsche: Tadeusz Wojnarski jun.

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